CONELIU DAN GEORGESCU - Komponist, Musikwissenschaftler, Ethnologe


Corneliu Dan Georgescu, geboren am 1. Januar 1938 in Craiova/RumĂ€nien, wo er das Lyzeum FraĆŁii BuzeƟti besuchte und 1949-54 seine erste musikalische Ausbildung am Kunstkonservatorium Cornetti (Geige, Musiktheorie) erhielt. Die Bukarester MusikuniversitĂ€t Abt. Komposition besuchte er 1956-1961, wo er u.a. bei Mihail Andricu, Tiberiu Olah, Alfred Mendelssohn (Komposition), Ion Dumitrescu (Harmonie), Tudor Ciortea (Formenlehre), George Breazul (Musikwissenschaft), Tiberiu Alexandru (Ethnomusikologie) studierte. Studium abgeschlossen mit Diplomexamen, 1961 (Diplomarbeit: “Die Form in der Musik von BĂ©la BartĂłk. Am Beispiel der  'Musik fĂŒr Streichorchester, Celesta und Schlaginstrumente'”). Seine kompositorische TĂ€tigkeit entfaltete er parallel zu seinen wissenschaftlichen Forschungen in Ethnomusikologie und Ästhetik. 1962-83 arbeitete er am Bukarester Institut Constatin Brăiloiu (frĂŒher: Institutul de folclor/Institut fĂŒr Folklore, Institutul de cercetări etnologice Ɵi dialectologice/Institut fĂŒr ethnologische und dialektologische Forschungen), wo er Feldforschungen als Ethnologe unternahm und 1976-80 die Musikabteilung leitete, dann als Kunsthistoriker im Institut fĂŒr Kunstgeschichte (1984-87), Bukarest. 1987 emigrierte er nach Deutschland. ForschungstĂ€tigkeit im Internationalen Institut fĂŒr traditionelle Musik, Berlin, mit Thyssen Stipendium (1989-91) und an der Freien UniversitĂ€t, Berlin (1991-94). Mitglied des rumĂ€nischen Komponistenverbands, der SociĂ©tĂ© des auteurs, compositeurs et Ă©diteurs de musique (SACEM) und ICTM, ESEM, DKV.  1970-1987 wurde er mit neun Preisen des rumĂ€nischen Komponistenverbands fĂŒr kompositorische und musikwissenschaftliche Werke ausgezeichnet. 2007 erhielt er die Medaille “Der Kulturelle Verdienst”.

Die Idee der objektiven Kraft einiger archetypischer Musikstrukturen als TrĂ€ger des kollektiven Unterbewußtseins, die er aus der Psychologie von C. G. Jung herleitete, beschĂ€ftigte ihn schon in seinen ersten Kompositionen. Er behandelte sie dann auch theoretisch in der Aufsatzreihe “The Study of Musical Archetypes” (u.a. BeitrĂ€ge ĂŒber Zahlensymbolik, Repetition als musikalisches Bauprinzip, Geburt/Tod-, Yin/Yang-Archetypen; 1979-87). 1969-85 wurde er mit sieben Preisen des rumĂ€nischen Komponistenverbands, mit dem Preis "George Enescu" der rumĂ€nischen Akademie und des Rundfunks fĂŒr kompositorische oder musikologische Werke ausgezeichnet. Nachdem er 1983 aus politischen GrĂŒnden aus dem Institut entfernt worden war, arbeitete er als Redakteur bei der Fachzeitschrift Muzica des rumĂ€nischen Komponistenverbands, dann als Kunstwissenschaftler am Institut fĂŒr Kunstgeschichte (1984-87) bis zu seiner Emigration. Seit 1987 lebt er in Deutschland, 1989-91 erhielt er ein Thyssen-Stipendium am Institut fĂŒr vergleichende Musikstudien und Dokumentation Berlin/West, wo er eine Computer-Simulation der Improvisationen traditioneller Musik erarbeitete (der rumĂ€nischen bucium-Musik) und des arabischen taqsim. 1991-94 war er Mitarbeiter im Bereich der Ethnomusikologie an der Freien UniversitĂ€t Berlin. Daraus ging das Buch "Improvisation in der rumĂ€nischen traditionellen Tanzmusik" (Eisenach 1994) hervor.
1967 wurde in Bukarest “Motive Maramuresene” fĂŒr Orchester (1962) uraufgefĂŒhrt. Das Werk erfreute sich eines großen Erfolgs wegen eines neuen, unkonventionellen Gesichtspunkts in der Verarbeitung folkloristischer Elemente. Die symphonischen Werke des Zyklus “Jocuri” [Spiele] (1962/75) zeigten scheinbar ein großes Interesse an einigen Strukturen der rumĂ€nischen Volksmusik. TatsĂ€chlich aber betrachtete Georgescu die Folklore auf der Suche nach primitiven, elementaren Strukturen, als Komponente eines musikalischen Palimpsests. Dies geschieht meist in einer statischen Musikform, die sich auf mehreren, fast unabhĂ€ngigen Ebenen entfaltet - eine Idee, die Georgescu spĂ€ter auch theoretisch reflektierte (“ConsidĂ©rations sur une ‘musique atemporelle’", 1979). In seinem zweiten symphonischen Zyklus “Models” (1967/73) geht es ĂŒberwiegend um das kontemplative Betrachten eines Musikarchetyps. Seine Oper “Model Mioritic” fĂŒr 4 Solisten, 2 Chöre, 2 Orchester und Tonband (eigenes Libretto nach Volkstexten, 1973; UA. Cluj-Napoca 1975 nach einem ersten Verbot 1973), die diese Periode abschließt, basiert auf der rumĂ€nischen Volksballade “Mioritza“, die in mehreren Varianten gleichzeitig dargestellt wird. Das Oeuvre des bis zu seinem Tod 1965 kaum bekannten rumĂ€nischen Malers Ion Tuculescu (von Kritikern als "neo-primitivistisch" und "dekorativ-expressionistisch" bezeichnet) bildete ein anderes, diesmal sichtbares Korrelat seiner damaligen Musikprinzipien, u.a. in seinem Zyklus “Hommage to Tuculescu” (1975/82), der aus drei Symphonien besteht. Die “Eight Static Compositions” fĂŒr Klavier und Tonband zeigten durch ihre repetitive Form und systematische Verwendung von Konsonanzen schon 1968 eine wichtige Änderung in seiner Musik. Im Zyklus “Hommage to Piet Mondrian” (acht Streichquartette mit Tonband, 1980-2003) fĂŒhrte er diese Tendenz weiter. 1980 entstanden die ersten elektronischen Kompositionen, auch als ambientale Musik gedacht (fĂŒr Ausstellungen oder als Hintergrundmusik fĂŒr KonzertauffĂŒhrungen seiner Streichquartette), wie z.B. der Zyklus “Atemporal Studies” (1980/87). Diese Musik hatte auch einen therapeutischen Beruhigungseffekt zum Ziel. Seit 1985 verwendet er in seiner Arbeit konsequent den Computer. 1987 wurde im Rahmen des rumĂ€nischen Komponistenverbandes “Signes” (12 KlavierstĂŒcke mit Tonband) vorgestellt. Erstmals in RumĂ€nien bestand das Tonband hier ausschließlich aus einer computergenerierten Musik. Zu seinen letzten Werken gehören die “Kontemplativen PrĂ€ludien” fĂŒr Orgel (1991-2000), die Kantate "Et vidi caelum novum" fĂŒr 12stimmigen Chor und Orchester (1996) sowie verschiedene Werke, die 2000 fĂŒr die Ausstellungen des Berliner Malers Christoph Niess geschrieben wurden. Ebenfalls von der Zusammenarbeit mit Christoph Niess stammen die ersten Filme (“NordSeeHorizonte”, “Silberklang”), BeschĂ€ftigung, welche dann konsequent weitergefĂŒhrt wurde (“Sliding”,”Corona Borealis”,”Crystal Silence”). Nach seiner RĂŒckkehr nach RumĂ€nien in 2007 wurden dort neue Werke aufgefĂŒhrt, u.a. “Dialog mit D Moll”, “Studie zu Columna Infinita” (fĂŒr das Ensemble ARCHAEUS geschrieben), “A-Moll-Obsession” (fĂŒr das Ensemble DEVOTIOMODERNA), Streichquartette (Ensemble FLORILEGIUM), sowie andere StĂŒcke vom Ensemble CONTRASTE oder vom Streichquartett ARCADE.

 

 

http://www.composers21.com/compdocs/georgesc.htm

http://www.enescu.de/prs/ps.php?lang=en&c=georgescu

http://www.kubiss.de/BILDUNG/INFO/musikhochschule/marbe/musiker/Georgescu.htm

http://www.presse.uni-oldenburg.de/mit/2007/425.html

http://www.vinyl-collector.com/records/lp/2105-Dan%20georgescu-Corneliu-Model%20mioritic-Electrecord/

http://www.schott-musik.de/shop/Leihwerke/orchester/1670740/show,151986.html

http://www.presse.uni-dortmund.de/medieninformationen/archiv_newsmessage.jsp?oid=2525

http://www.romlit.ro/naltul_cer_al_muzicii_romneti_-_interviu_cu_corneliu_dan_georgescu

http://www.enescusociety.org/symposium/2007/participants.php

http://www.ucmr.org.ro/listMembri.asp?CodP=3335&TipPag=fil